Das Dach über dem Kopf – Ein Traum für Forscher
Der Wohnraum, das Dach über dem Kopf, berührt die persönlichsten Bedürfnisse des Menschen. Forscher können aus Höhlenfunden, die Menschen betreffen, die Millionen Jahre vor unserer Zeit lebten, Rückschlüsse auf ihre sozialen Verhältnisse schließen.
Da wundert es nicht, wenn sich gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Veränderungen in der Immobilienvermarktung abbilden. Der Immobilienmarkt ist Spiegel der Zeit. Immobilienmakler wie Erika Englitz nehmen diese Veränderungen sehr direkt wahr.
Wohnen im Wandel der Zeit
Die Gebäude im Bereich der Richartzstraße in Hannover zum Beispiel auf dem Gelände der ehemaligen „Döhrener Wolle“ zum Beispiel. Was heute wie heile Welt aussieht und eine sehr begehrte Wohnlage ist, das waren zur Zeit der Döhrener Wollwäsche und -kämmerei ziemlich rudimentäre Unterkünfte für Arbeiter aus den benachbarten Betrieben. Die überwiegend weiblichen Beschäftigten waren zum Teil aus ärmlichen Regionen wie dem Eichsfeld angeworben worden und mussten sich zu fünf bis sieben Personen eine kleine Wohnung teilen. Die Toilette befand sich im Hof. Das hat vermutlich auch zu der heute noch gebräuchlichen Bezeichnung „Döhrener Jammer“ geführt. Der Immobilienmarkt bildet soziale und gesellschaftliche Themen ziemlich genau ab.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
Wir machen einen Zeitsprung. Seit dem Beginn des Jahres 2020 wird die ganze Welt von einem Thema beherrscht, dem Corona-Virus. Und tatsächlich hat der kleine Unhold schon seine Spuren im Immobilienmarkt hinterlassen. Die viel beschworene Landflucht kehrt sich gerade – vermutlich vorübergehend – um. In Zeiten, in denen Menschen ihre Wohnung wegen einer Erkrankung oder (nur) wegen einer verordneten Quarantäne nicht mehr verlassen durften, sehnen sich viele von ihnen nach einem Leben mit Garten oder besser gleich nach einem Leben auf dem Land.
Und die, die in der Stadt geblieben sind? Immobilienvermittlerin Erika Englitz berichtet von einer sprunghaft gestiegenen Nachfrage nach Drei- und Mehr-Zimmer-Wohnungen. Kein Wunder, denn ganztägiges Home-Office am Küchen- oder Wohnzimmertisch zermürbt auf die Dauer die ganze Familie.
Ein weiterer Faktor hat den Immobilienboom in den Städten abgeschwächt. Wohnungen und Häuser sind selbst für zwei Gutverdiener kaum noch erschwinglich. Ein zweites Auto, oft unverzichtbar für das Wohnen von Familien auf dem Land, ist da schon deutlich leichter zu finanzieren.
Leben in der Stadt – Oder auf dem Land
Ein zweites Auto? Aber dann doch lieber Car-Sharing nutzen. Das ist deutlich umweltverträglicher und kostengünstiger ist es in der Regel auch. Aber damit sieht es auf dem Land sehr schlecht aus, die Städte liegen ganz klar vorn. Car-Sharing lohnt sich nur bei entsprechenden Nutzerzahlen und die sind selbst in Randgebieten von Großstädten bisher Mangelware. Verrückt, denn gerade da, wo eigentlich der Öffentliche Nahverkehr Mobilitätsbedürfnisse deckt, sind auch fast alle anderen Mobilitäts-Anbieter reichlich vertreten.
Wo geht’s denn hier zur Ladestation?
Elektrisch betriebene Autos sind im Kommen, schon weil sich die Bundesregierung ehrgeizige Klimaziele gesetzt hat. Doch wenn die Elektromobilität gelingen soll, müssen Ladestationen her. Gut, wenn öffentliche Anbieter vorangehen. (Film Rathaus)Die öffentlichen Lademöglichkeiten werden aber nicht reichen. Wichtig ist es, den E-Auto-Besitzern Ladestationen zuhause zu bieten. Schon jetzt berichten Wohnungsbauunternehmen davon, dass Interessenten eine Wallbox in der Tiefgarage verlangen, um ihr Fahrzeug über Nacht laden zu können. Für Anlagen mit Dutzenden Wohnungen ist das sicher leistbar. Aber für Mietshäuser mit einem Dutzend Wohnungen – schwierig. Und wo sollen die Anschlüsse hin? Immobilienvermittlerinnen wie Erika Englitz müssen immer öfter entsprechende Fragen beantworten und zwischen Mieter und Vermieter einen Ausgleich suchen.
Ob in der Stadt oder auf dem Land – Aber bitte nur mit gaaanz schnellem Internet
Der öffentliche Raum wird sich also weiter verändern und das wird auch sichtbar sein. Eher unsichtbar wirkt sich die Forderung nach schnellen und leistungsfähigen Internet-Verbindungen aus. Die Kabel liegen im Untergrund – wenn sie denn gelegt wurden. Doch Erika Englitz, die in Hannover-Linden zahlreiche Hauseigentümer betreut und laufend Wohnungen neu vermietet, weiß: „Auch in Gebieten mit hohem Altbaubestand geht der Netzausbau voran!“ Eine Wohnung zu vermieten, in der kein schnelles Internet vorhanden ist und auch nicht so schnell machbar ist – das ist richtig schwierig! „Junge Leute und Selbstständige, die zum Teil von zuhause arbeiten, erwarten eine leistungsfähige Internetverbindung“, weiß die Immobilienvermittlerin, die seit fast 30 Jahren in Hannover und der Region tätig ist. Im Stadt-Land-Vergleich ist die Differenz in Sachen Internetverbindung nicht so groß wie beim Ausbau der Ladestationen. Wenn ein Neubaugebiet geplant wird, geht am schnellen Internet kein Weg vorbei. Zusammen mit günstigeren Bau- oder Kaufpreisen von Immobilien, den Vorteilen für junge Familien und der Nähe zur Natur lässt das den einen oder anderen eingeschworenen Städter durchaus in’s Grübeln kommen.
Wird fortgesetzt